Mittwoch, 2. November 2016

Las mesas

Gestern war Allerheiligen, an diesem Tag stellen Familien für ihre verstorbenen Angehörigen Tische mit Gaben auf. Diese mesas werden beladen mit Früchten, Fleisch, Gemüse und vor allem mit Tantawawas - Gebäcken aus verschiedensten Mehlsorten, salzig und süss in unterschiedlichsten Formen. Ergänzt wird der Altar mit weiteren Dingen die der Verstorbene besonders gerne mochte. Mit den Gaben wird diese Seele für 24 Stunden in die Welt der sterblichen eingeladen. Familienangehörige, Freunde und Nachbaren kommen vorbei um am Altar für den geliebten Menschen zu beten, danach wird Essen und Chicha, ein fermentiertes Maisgetränk, serviert. Viele Menschen ziehen in Gruppen von Haus zu Haus, beten für die Verstorbenen, Essen und Trinken bis in die frühen Morgenstunden. Einige Familien besuchen Nachts den Friedhof, andere bleiben beim Altar zu Hause. Am nächsten Tag, an Allerseelen, wird der Altar geräumt und die Besucher mit den Gaben beschenkt, im Gegenzug wird wieder für den Verstorbenen gebetet. Um Punkt 12 Uhr muss alles verteilt sein, denn der Tisch wird nun umgekehrt und mit der Tischplatte nach unten auf den Boden gestellt, damit der Tod im nächsten Jahr die Familie nicht mehr heimsucht. 
Dieses Jahr waren wir bei meiner Arbeitskollegin zu einer solchen mesa eingeladen, denn vor wenigen Monaten ist ihr Vater verstorben. Die Tradition der mesas ist im ersten Jahr nach dem Tod eines Familienangehörigen besonders wichtig. Daher fuhren wir gestern nach der Arbeit mit dem ganzen Team samt Familien zu ihr nach Hause. Wir bestaunten den wunderschönen Altar mit den Gaben, beteten gemeinsam und wurden zu einem köstlichen Mahl und hausgemachter Chicha eingeladen.
Ein sehr schöner Einblick in eine andere Art, Allerheiligen zu feiern.