Schon wieder sind die Strassen blockiert. Bereits seit Wochen werden die
wichtigsten Strassen Landesweit versperrt. Erst für 24h, dann für 72h und nun
wurden Blockaden für eine unbegrenzte Zeit angekündet. Die Angestellten der grössten
Gewerkschaft Boliviens demonstrieren seit Anfang Juni gegen die Schliessung der
bedeutendsten staatlichen Textilfirma. Im Mai wurden auf einen Schlag mehr als 900
Menschen entlassen. Die Gewerkschaft suchte den Dialog mit dem Staat, bisher
wurde aber nicht auf ihr Anliegen eingegangen worauf diese mit
Strassenblockaden drohte. Da bis jetzt kein Dialog zustande kam, werden die
Blockaden fortgesetzt.
Strassenblockaden im Februar 2016 |
Dies ist ein unglaublich wirksames Druckmittel um mit dem Staat in einen
Dialog treten zu können oder Forderungen durchzubringen. Der Preis dafür ist aber
sehr hoch, tagelang funktioniert nichts mehr. Schulen und Universitäten werden
teils geschlossen, Läden und Supermärkte können nicht mehr beliefert werden und
der Weg zur Arbeit ist für viele unmöglich. Dazu kommt, dass nicht alle den
Gleichen Zugang zu diesem Druckmittel haben, der öffentliche Verkehr (der in
Cochabamba privat ist) hat ein unglaubliches Gewicht. Der aktuelle Streik wurde
von einer grossen Gewerkschaft initiiert und schränkte unseren Alltag in Cochabamba
nicht allzu sehr ein. Es gab zwar Demonstrationen und die wichtigsten
Verkehrsachsen waren versperrt, doch wir konnten trotzdem irgendwie zur Arbeit
fahren und Matilda in die Kita bringen. Der Schulbetrieb lief noch normal
weiter. Mittlerweilen haben sich aber der Lasttransport und weitere
Organisationen dem Bloqueo angeschlossen. Bereits im Februar 2016 blockierte
der Lasttransport tagelang die grössten und wichtigsten Überlandstrassen. Sie wollen
den Erlass einer neuen Steuer erzwingen. Der Staat hat mit ihnen im März
verhandelt, anscheinend konnten sie aber keine für beide Seiten
zufriedenstellende Lösung finden. Nun sind sie wieder auf der Strasse.
Cochabamba, Strassenblockade im Mai 2016 |
Im
Moment betrifft uns dies sehr, denn wir sind noch in Chile in den Ferien und wissen
nun nicht, ob wir wieder zurück nach Bolivien reisen können. Die Wege nach
Cochabamba sind heute noch zu, aus Sicherheitsgründen fahren keine Busse. Wir
hören Radio, lesen Zeitung und schicken Whatsapp`s an unsere Kollegen in
Bolivien um raus zu finden, wie drastisch es sein wird und ob es ein
Durchkommen geben wird, denn die Situation kann sich jeweils sehr schnell
verändern.