Pasorapa, Cochabamba, November 2015
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Im September 2015
sind wir in Cochabamba angekommen, es war trocken, staubig und windig. Die
Menschen erwarteten sehnlichst den Regen. Als im Dezember kaum Tropfen gefallen sind,
wurden viele Menschen unruhig. Auf Reisen zu den verschiedenen
Dorfgemeinschaften in welchen Projekten der Frauengruppen laufen, sahen wir bis
aufs Skelett abgemagerte Kühe die versuchten Kaktusse mit Stacheln von 5cm
Länge zu fressen. Die Regierung organisierte Wassertransporte, trotzdem sind
viele Tiere eingegangen. Wir beobachten, dass die Regierung bei
Naturkatastrophen Unterstützungsprojekte organisiert, präventiv aber kaum aktiv
ist.
Bereits jetzt
hören wir Diskussionen von besorgten Dorfbewohnern, in welchen sie über die
diesjährige Ernte berichteten. “Ja – der Mais könnte knapp reichen, doch die
Kartoffelernte war schlecht, bis zum nächsten Regen reicht es nicht.” In den
kleinen Dorfgemeinschaften wird für den Eigenbedarf angepflanzt. Sollte die
Ernte ausserordentlich gut ausfallen, würde der Überschuss auf den umliegenden
Märkten verkauft. Das wird dieses Jahr kaum der Fall sein.
Nun ist bereits
Juni, im Januar und Februar fiel zwar Regen, doch zu wenig. Die Wasserreserven
wurden nicht ausreichend aufgefüllt. Gut sichtbar ist dies an den Seen, oben in
den Bergen Cochabambas. Das Wasser ist bereits jetzt, im Juni, knapp – und die
trockenste Periode beginnt erst. Dies betrifft die Berg- und Talregionen von
Cochabamba, anders sieht es in der tropischen Region des Departements aus, im
Chaparé. Im Februar regnete es dort sehr stark, grosse Flüsse traten über die
Ufer und zerstörten Häuser und Felder.
Was bedeutet
dies für die Menschen? Die Landbevölkerung ist am ersten und stärksten betroffen,
da ihre Einkommen von der Ernte und somit vom Wetter abhängig sind. Wer nicht
genug zum Überleben erwirtschaften kann, ist auf Unterstützung von der Familie
und Bekannten angewiesen, gibt es diese Unterstützung nicht, ist oft die
Migration in die Stadt oder ins Ausland die einzige Hoffnung. Vom Leben in der
Stadt erhoffen sich viele eine Arbeit, Zugang zu einem Gesundheitssystem und
Bildung für Kinder und Jugendliche. Diese Dinge sind zwar vorhanden, doch nicht
für alle im gleichen Ausmass. Oft weisen diese MigrantInnen eine sehr geringe
schulische Bildung vor und sprechen nicht fliessend Spanisch, Quechua ist hier meist
ihre Muttersprache. Dies schränkt die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ein und
erschwert das Alltagsleben. Eine weitere Herausforderung bedeutet das Verlassen
des unterstützenden Familiensystems. In der Schweiz institutionalisierte
Hilfsangebote sind in Bolivien meist Aufgabe der Familie (ausser man hat genug
Geld um sich ausserfamiliäre Unterstützung zu kaufen).
Die Trockenzeit
betrifft die Menschen auf dem Land stärker und direkter, doch auch in der Stadt
sind die Auswirkungen spürbar. Gerade am Stadtrand sind viele Haushalte nach
wie vor nicht am städtischen Wasserversorgungssystem angeschlossen, andere
haben einen Anschluss, doch fliessendes Wasser gibt es täglich nur an wenigen
Stunden.
Quinua- Bauer im Altiplano |
Wie die
Regierung dieses Jahr reagieren wird, ist noch nicht bekannt. Noch hat es
Wasser und Nahrungsmittel. In früheren Jahren wurden Wassertanks, Saatgut und
teils auch Nahrungsmittel den am stärksten betroffenen Gebieten zur Verfügung
gestellt. Diese Projekte erreichten leider nicht alle Betroffenen – hier
spielten die Nichtregierungsorganisationen mit Notfallprojekten eine wichtige
Rolle. Durch internationale Unterstützung konnten sie dort in die Bresche
springen, wo keine staatliche Hilfe hin kam und später präventive Massnahmen
ergreifen um zukünftigen Katastrophen vorzubeugen. Durch diese Massnahmen
reichen die Wasserreserven nun ein bisschen länger.
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